Zero Waste | Wege zu weniger Müll
Als ich vor zwei Jahren das erste mal von einer New Yorkerin hörte, die keinen Müll produziert, dachte ich mir: Schwachsinn. So etwas gibt es nicht. Dann habe ich mich etwas mehr mit der angeblich müllfreien Person beschäftigt und siehe da, es geht doch. Lauren Singer heißt die Amerikanerin und Umweltwissenschaftlerin, deren monatlicher Abfall in ein kleines Einwegglas passt. Wie sie das macht, erklärt sie auf ihrem Blog Trash is for Tossers und auf ihrem YouTube Kanal.
Mit kleinen Tipps und Tricks, viel Zeit und Geduld und etwas gesundem Menschenverstand lässt sich ein Großteil des Mülls, den wir alle Tag für Tag produzieren, um ein Vielfaches reduzieren. Das schützt die Umwelt, den Geldbeutel, das Leben zahlreicher Tiere und unsere Gesundheit. Zero Waste heißt die Lebensphilosophie, nach der Lauren Singer lebt und an der sich alle ein Stück abschneiden sollten.
Was bedeutet Zero Waste?
Zero Waste heißt auf Deutsch Null Müll und bezeichnet einen Lebensstil, bei dem man keinen Abfall produziert. Etabliert hat sich der Begriff in den 70er Jahren in den USA als der Chemiker Paul Palmer die Firma Zero Waste Systems gegründet hat.
Das Produkt zielte darauf ab, die in der Elektroindustrie verwendeten Rohstoffe und Chemikalien wiederzuverwenden, um möglichst ressourcenschonend zu arbeiten. Schnell breitete sich die Idee auch auf andere Bereich auf. Heute versteht man unter Zero Waste eine Lebensphilisophie, die man auf alle Bereiche des Lebens anwenden kann, angefangen im privaten Haushalt.
Wie funktioniert Zero Waste?
Zero Waste, also ein Leben, bei dem man gar keinen Müll produziert, zu realisieren, ist praktisch unmöglich. Es geht vielmehr darum, Rohstoffe, die nicht mehr benötigt werden wiederzuverwenden (Recycling) oder neuzuverwerten (Upcycling).
Recycling ist nicht nur in Deutschland ein großes Thema. Der Durchschnittsbürger trennt seinen Müll ordnungsgemäß nach Verpackungsmaterialien, Kunststoff, Papier, Altglas und Restmüll. Wir bringen unsere Flaschen in den Laden zurück, schmeißen alte Kleidung in Kleidercontainer und entsorgen und Altbatterien in dafür vorgesehene Boxen.
Trotzdem nimmt der Anteil an recyceltem Müll nur einen Bruchteil des gesamten produzierten Abfalls ein. Ein Großteil, vor allem Verpackungsmaterialien wie Kunststoff, landet auf Müllverbrennungsanlagen oder wird in Entwicklungsländer exportiert.
Die 6 Zero Waste Regeln
Wer sich dazu entschlossen hat, keinen Müll mehr zu produzieren, sollte den folgenden sechs goldenen Regeln des Zero Waste Lifestyles folgen:
- Refuse
- Reduce
- Reuse
- Repair
- Recycle
- Rot
Nur kaufen, was wirklich benötigt wird, seinen Konsum einschränken, Dinge wiederverwenden, reparieren oder ihnen eine ganz neue Bestimmung geben und Restmüll kompostieren – das sind die Hauptregeln, an die man sich halten sollte, wenn man möglichst wenig oder gar keinen Müll produzieren will.
Warum Zero Waste?
Der Abfall, der nicht recycelt wird, wird also in Müllverbrennungsanlagen verbrannt oder teilweise illegal entsorgt. Ein großes Problem sind Elektroschrott und Kunststoffe. Elektrogeräte werden heute so produziert, dass ihre Lebensdauer begrenzt ist. Die Hersteller entwickeln ihre Produkte, so dass bestimmte Teile schneller verfallen und sich die Instandsetzung der Geräte finanziell nicht mehr lohnt. Geplante Obsoleszenz nennt man das.
Ein Beispiel: In vielen Druckern befindet sich im Schaltkreis ein eingebauter Chip, der die Lebensdauer des Gerätes festlegt, indem er die Zahl der Druckaufträge registriert und nach einer bestimmten Anzahl den Drucker einfach unbrauchbar macht. Auch Smartphones oder Laptops, die so gebaut werden, dass man den Akku nicht austauschen kann oder der Austausch des Displays extrem teuer ist, gehören zu den typischen Wegwerfartikeln.
Viele Tonnen Müll kommen auf diese Weise jedes Jahr zusammen und nicht selten wird dieser Elektroschrott in Dritte Welt Länder exportiert. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werfen die Deutschen jährlich rund zwei Millionen Tonnen elektronische Geräte weg, alte Kühlschränke, Fernseher, Handys, Computer, die mit Schwermetallen wie Arsen, Blei, Cadmium, Quecksilber belastet sind.
Ein noch größeres Problem sind die Massen an Plastik, die jedes Jahr in den Weltmeeren landen. Kunststoff hat eine unglaublich lange Lebensdauer und ist heute im Alltag nicht mehr wegzudenken. Vor allem Wegwerfartikel wie Einkaufstüten, Verpackungsmaterialien, alte Rasierer und Zahnbürsten sowie Plastikflaschen tragen dazu bei, dass es mittlerweile mehr Plastik als Plankton in den Weltmeeren gibt und das noch für hunderte von Jahren.
Jedes Jahr landet tonnenweise Plastik in den Ozeanen, was nicht nur schlimme Folgen für die Tiere hat, die die Teilchen für Nahrung halten und elendig daran verenden oder sich in alten Plastiktüten, Kabeln oder Fischernetzen strangulieren, sondern auch für die Umwelt und die Menschen. Im Pazifik schwimmt mittlerweile ein riesiger Müllberg, der Great Pacific Garbage Patch, der täglich wächst.
Sogar in der Antarktis konnte man Spuren von Mikroplastik finden und auch unser Wasser ist belastet. Alleine in die Nordsee gelangen jährlich geschätzte 20.000 Tonnen Müll. Es ist also höchste Zeit etwas zu ändern!
Zero Waste im Alltag
Wie man den Plastikverbrauch in seinem Alltag effizient reduzieren kann, habe ich bereits in meinem Beitrag Tipps für weniger Plastik beschrieben. In den kommenden sieben Monaten werde ich immer zum ersten des Monats einen Beitrag mit sieben Tipps für weniger Müll veröffentlichen, die man ganz einfach in seinem alltäglichen Leben anwenden kann. Auf folgende Themen kannst du dich freuen:
- 7 Tipps für weniger Müll unterwegs
- 7 Tipps für weniger Müll beim Einkaufen
- 7 Tipps für weniger Müll in der Küche
- 7 Tipps für weniger Müll im Büro
- 7 Tipps für weniger Müll bei der Reinigung
- 7 Tipps für weniger Müll im Haushalt
- 7 Tipps für weiger Müll im Bad
Blogs zum Thema Zero Waste
Weitere Inspirationen zum Thema Zero Waste findest du unter folgenden Links:
Wir fabrizieren in unserem Haushalt soo viel Müll. Danke für deinen Beitrag, der bringt mich (mal wieder) sehr zum Nachdenken. Ich freue mich schon auf weiteres zum Thema, so bleibt es auch endlich ‚mal in meinem Kopf. 🙂
Ich fabriziere als Single auch viel Müll, wobei sich das in den letzten Monaten schon etwas gebessert hat. Vor allem plastik- und müllfreies Einkaufen ist das Schwierigste. Zero Waste heißt in erster Linie nicht nur Verzicht auf Müll, sondern auch auf bestimmte Produkte zu verzichten. Soviel sei schonmal verraten 😉
Dein Beitrag gibt einem zu denken. Danke! Pia