Markencheck: H&M
H&M ist die weltweite Nummer zwei, wenn es um den Handel von Textilien geht. Die schwedische Klamotten-Kette ist in 43 Ländern der Welt vertreten und verbucht Jahr für Jahr Umsätze in Milliardenhöhe. Allein im Jahr 2010 machte H&M 14 Milliarden Euro, davon knapp ein Viertel des Gesamtumsatzes in Deutschland. Hierzulande kann nur die Otto Group größere Umsätze erzielen. Im weltweiten Vergleich überholt der spanische Inditex-Konzern H&M nur knapp. Zu dem Konzern gehören Modeläden wie Zara, Pull & Bear, Stradivarius, Bershka und mehr.
Zurück zu H&M: im vergangenen Jahr nahm das ARD-Fernsehteam den schwedischen Bekleidunghersteller einmal genauer unter die Lupe und fasste die Ergebnisse im ARD-Markencheck zusammen. In der 45-minütigen Dokumentation wird erklärt und analysiert, was H&M zu einem multinationalen Konzern machte, warum die Läden so beliebt sind und welches Image sie bei jungen und älteren Leuten haben. Auf der Checkliste des Markenchecks standen die Punkte Preis, Qualität, Trend-Faktor sowie Fairness. Hier eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse:
Preis
H&M hat ein ganz klares Niedrig-Preis-Image, daraus macht auch keiner einen Hehl. Tag für Tag pilgern junge Mädels, modebewusste Jungs, Business- und Hausfrauen, Männer und ab und an auch mal die Oma mit Opa im Schlepptau zu H&M. In jeder größeren Stadt findet man mindestens eine Filiale. Eine Fußgängerpassage ohne H&M ist fast schon undenkbar. Benötigen wir ein neues Basic-Top, eine Jogginghose für den Sport, Unterwäsche, Accessoires oder wollen einfach mal ein wenig shoppen, gehen wir zu H&M. Die Preise sind vertretbar, die Auswahl riesengroß. Der Markencheck beurteilt die Preise als „niedrig“.
Qualität
Wenn der Preis schon so niedrig ist, muss das doch zumindest Auswirkungen auf die Qualität der Waren haben, möchte man denken. Dem ist allerdings nicht so. Spätestens seit der Detox-Kampagne von Greenpeace, die sich gegen bedenkliche Chemikalien in Textilien einsetzt, verzichet H&M auf gefährliche chemische Zusatzstoffe in der Produktion. Das gab das Modeunternehmen im September 2011 bekannt. Und Tatsache: Es wurden keine bedenkliche Mengen von Chemikalien, Schwermetallen oder Weichmachern in den Textilien von H&M nachgewiesen. Die Qualität ist daher „ordentlich“.
Trend-Faktor
Wie trendy ist H&M? Genau das haben sich die Macher des Markenchecks auch gefragt und haben die Kategorie prompt mit in die Checkliste aufgenommen. Das Ergebnis vorweg: Der H&M-Trend-Faktor ist „hoch“. Dass das Modehaus so beliebt bei Jung und Alt ist, sind nicht zuletzt der regelmäßigen Zusammenarbeit mit High-Fashion-Designern und den Werbekampagnen mit berühmten Stars und Topmodels zu verdanken. H&M macht Haute Couture salonfähig und gibt Normalsterblichen das Gefühl, anspruchsvolle Mode zu erschwinglichen Preisen zu bekommen.
Fairness
Kommen wir nun zu einem ungemütlicheren Thema: Wie fair sind die Arbeitsbedingungen im Betrieb und den Herstellerländern? Zwar wirbt H&M mit seiner Conscious Collection für Nachhaltigkeit und Öko-Mode, doch wagt man einmal den Blick hinter die Kulissen stellt man schnell fest, wie ethisch der Konzern in Wirklichkeit handelt. Stichwort Textilproduktion. Wenn man sich die Preise in einer H&M-Filiale anschaut, fragt sich vielleicht der eine oder die andere: Wie zur Hölle kann man vergleichsweise gute Qualität zu dermaßen niedrigen Preisen anbieten? Ganz einfach: Man drückt den Preis bei den Herstellungskosten. Das heißt im Klartext: Man produiziert in Drittweltländern und zahlt den Nähern und Näherinnen möglichst wenig Gehalt. Menschen in Bangladesch arbeiten ohne Mundschutz bis zu 14 Stunden am Tag und haben am Ende des Monats gerade mal umgerechnet 35 Euro raus. Die Fairness wurde vom Markencheck also leider nur als „zweifelhaft“ abgetan.
Das ist also der Preis den wir zahlen, wenn wir von Sparsucht, Geizgier und Billigwahn getrieben einen H&M betreten und uns guten Gewissens für knapp 50 Euro komplett neu einkleiden, 50 Euro, für die eine Näherin in Bangladesch gut sechs Wochen harte Arbeit verrichten muss.